1.. Melanom und Metastasierungs-Risiko
Martinez-Garcia et.al. konnte in der Studie zeigen, dass die Häufigkeit und der Schweregrad des SBAS unabhängig mit einer höheren Melanom-Wachstumsrate assoziiert ist, und korreliert mit der Tumor-Dicke, dem Mitose-Index und einer häufigeren Geschwür-Bildung. Bereits in der Wisconsin Series Population Study 2012 wurde eine erhöhte Krebs-Mortalität und Inzidenz nachgewiesen.
„In conclusion, our study shows that the frequency and severity of SDB were independently associated with a higher GRM (growth rate of melanoma), and correlated with greater tumour thickness, a higher mitotic index and more frequent ulceration, all features associated with worse prognosis in CMM. Larger, prospective studies in patients with de novo CMM diagnoses are needed to confirm our conclusions, as these results, if confirmed, would offer an important clinical applicability in these patients, as well as a gateway to new therapeutic possibilities for this excess of SDB with CPAP in patients with a tumour as highly aggressive as CMM.”
Association between sleep disordered breathing and aggressiveness markers of malignant cutaneous melanoma
Miguel-Angel Martınez-Garcıa, Antonio Martorell-Calatayud, et.al.́ Eur Respir J 2014; 43: 1661–1668 | DOI: 10.1183/09031936.00115413
Welche Ursachen werden mit der erhöhten Karzinomrate in Verbindung gebracht? Tierexperimentelle Studien u.a. von Roman Farre‘ Ventura zeigen, dass die intermittierende Hypoxie und Schlaf-Fragmentierung im Maus-Modell die subkutan induzierten Lungentumore und Melanome schneller vergrößerten, häufiger invasiv wuchsen und häufiger metastasierten. Die Tumor-Angiogenese wird auf der zellulären Ebene durch den HIF-1 als Transkriptionsfaktor vorangetrieben und hat das Ziel, über die Angiogenese und Vasodilatation die erhöhte Blut-Oxygenierung sicherzustellen. Damit kann die Hypoxie als ein ungünstiger prognostischer Marker für die Karzinom-Entstehung betrachtet werden.
Fazit: Als Konsequenz aus dieser Studie, sollten Hautärzte, Onkologen und Karzinom-Chirurgen und auch Hausärzte gezielt nach den Symptomen der SAS-Patienten fahnden, um die Ursachen für die Hypoxie und Schlaf-Fragmentierung (=prognostischer Marker für die Karzinom-Entstehung) zu beseitigen.
2.Schichtarbeit und Tumor-Entwicklung
Die internationale Agentur für Karzinom-Forschung International Agency for Research on Cancer (IARC) stufte 10-2007 die Schichtarbeit mit Störung der zirkadianen Rhythmen und chronischen Disruption des normalen Schlaf-Wach-Rhythmus als wahrscheinliches Humankarzinogen (Gruppe 2a) ein. Die aktuelle Klassifikation bringt sie damit in die gleiche Risiko-Klasse wie die UV-Strahlung, Benzopyrene und Acrylamid. Kurzzeitige Effekte der Licht-und Dunkel-Exposition zu ungewöhnlichen Zeiten werden als reversibel eingestuft. Langfristige Effekte gehen mit einer veränderten Hormonsekretion und einem alterierten Ess-Verhalten einher.
Thomas C Erren et al. Shift Work and Cancer – The Evidence and the Challenge. Published online 2010 Sep 24. doi: 10.3238/arztebl.2010.0657
3.Schlafstörungen und OSAS und Tumor-Expression
In einer wohnortbezogenen Kohorten-Studie wurde untersucht, ob das OSAS ein unabhängiger Risikofaktor für Todesfälle jeglicher Art darstellt. In einem voll adjustierten Modell errechnete sich daraus für Patienten mit mittelschwerer bis schwerer OSA eine HR (hazard ratio)HR=4.2 für die Krebssterblichkeit, für inzidente Krebsfälle von 2.5 und für Schlaganfälle für 3.7. Die leichtgradige Schlaf-Apnoe war hingegen mit einer Halbierung der Mortalität (HR=0.5; 0.29; 0.99) assoziiert.
Marshall NS et al J Clin Sleep Med. 2014; 10:355-62; Sleep Apnea as an Independent Risk Factor for All-Cause Mortality: The Busselton Health Study
Die mittelschwere und schwere SA (Schlaf-Apnoe) ist mit einer erhöhten Karzinom-Inzidenz und Mortalität verbunden. Aus der Copenhagen City Heart Study ergaben sich Hinweise für eine Krebs-Inzidenz bei Probanden mit erhöhter EDS – exzessiver Tageschläfrigkeit. Der negative Einfluß des SAS auf die Entwicklung eines Karzinoms war bei schlanken Teilnehmern größer als bei übergewichtigen.
Christensen AS et. al. Symptoms of sleep disordered breathing and risk of cancer: a prospective cohort study. Sleep 2013; 36: 1429-35
4.Hypoxie treibt das Tumor-Wachstum an
Die Apnoe-bedingten wiederholten Sauerstoff-Mangel-Zyklen führen im Gewebe zur Neubildung von Blutgefäßen. Diese Angio-Neogenese führt bei schon vorhandenen Tumorzellen zur verstärkten Nährstoff-Versorgung und stimuliert darüber hinaus die Bildung neuer Tumorzellen, die dann als Metastasen emigrieren können.
Zwischen Schlaf-Fragmentierung und repetitiver Hypoxämie konnte ein Zusammenhang mit dem Ausmaß der Veränderung an Tumor-assoziierten Makrophagen im OSAS-Mausmodell nachgewiesen werden.
Hakim et. al. Fragmented sleep accelerates tumor growth and progression through recruitment of tumor-associated macrophages and TLR4 signaling. Cancer Res 2014;74-:1329-37
5.Welche diagnostischen Konsequenzen lassen sich aus den bisher bekannten Veröffentlichungen ableiten ?
Die Apnoe-bedingten wiederholten Sauerstoff-Mangel-Zyklen führen im Gewebe zur Neubildung von Blutgefäßen. Diese Angio-Neogenese führt bei schon vorhandenen Tumorzellen zur verstärkten Nährstoff-Versorgung und stimuliert darüber hinaus die Bildung neuer Tumorzellen, die dann als Metastasen emigrieren können.
Die Kurve der Überlebensrate spaltet sich nach ca. 13 Jahren auf und ist signifikant assoziert mit einem inkrementell steigenden Apnoe-Hypopnoe-Index (AHI).
6.Welche Schlußfolgerung müssen aus den Ergebnissen abgeleitet werden ? Es besteht die Indikation zu einer intensivierten Tumor-Diagnostik gegen die folgenden Karzinom-Typen:
Ösophago-gastro-kolo-rektale Tumoren, Prostata-Ca, Melanom, Mamma-Ca bei Männern und Frauen
(C) Copyright 30.10.2016 Jan Ryba: Pneumologe / Allergologie / DGSM-Mitglied / Schlaf-Medizin / Notfall-Medizin / Ernährungsbeauftragter Arzt /Verkehrsmedizinische Qualifikation/
Literatur:
1.)Chest. 2015 Jan; 147(1): 266–274.
PMCID: PMC4285080
Intermittent Hypoxemia and OSA – Implications for Comorbidities
Naresh A. Dewan, MD, FCCP, F. Javier Nieto, MD, MPH, PhD, and Virend K. Somers, MD, PhD, FCCP
2.) Oncoimmunology. 2014; 3: e28326.
Published online 2014 Mar 27. doi: 10.4161/onci.28326
PMCID: PMC4063138
Sleep apnea awakens cancer
A unifying immunological hypothesis
David Gozal,* Isaac Almendros, and Fahed Hakim
3.) Acta Otorhinolaryngol Ital. 2015 Apr; 35(2): 69–74.
PMCID: PMC4443563
Obstructive sleep apnoea syndrome: a new paradigm by chronic nocturnal intermittent hypoxia and sleep disruption
D.M. TORALDO, F. DE NUCCIO, M. DE BENEDETTO, and E. SCODITTI
4.) J Thorac Dis. 2015 May; 7(5): 920–929.
doi: 10.3978/j.issn.2072-1439.2015.04.52
PMCID: PMC4454867
Epidemiological aspects of obstructive sleep apnea
John F. Garvey, Martino F. Pengo, Panagis Drakatos, and Brian D. Kent
5.)Association between sleep disordered breathing and aggressiveness markers of malignant cutaneous melanoma
Miguel-Angel Martınez-Garcıa, Antonio Martorell-Calatayud, et.al.́
Eur Respir J 2014; 43: 1661–1668 | DOI: 10.1183/09031936.00115413
In conclusion, our study shows that the frequency and severity of SDB were independently associated with a higher GRM (growth rate of melanoma), and correlated with greater tumour thickness, a higher mitotic index and more frequent ulceration, all features associated with worse prognosis in CMM. Larger, prospective studies in patients with de novo CMM diagnoses are needed to confirm our conclusions, as these results, if confirmed, would offer an important clinical applicability in these patients, as well as a gateway to new therapeutic possibilities forthis excess of SDB with CPAP in patients with a tumour as highly aggressive as CMM.